Am 6. Oktober fand ein Webseminar statt, zu dem alle, die in Deutschland Fische produzieren, eingeladen waren.

Es wurde nochmals das Projekt „Tierwohl Monitoring in der Aquakultur“ vorgestellt und die Parameter besprochen, mit denen das Wohlergehen unserer Fische zu beurteilt werden soll. Die Relevanz dieser Parameter war jeweils in drei Gruppen zusammengefasst:

1. Potentiell geeignete Indikatoren

2. Indikatoren mit Diskussionsbedarf

3. Als ungeeignet eingestufte Indikatoren

Die gesamte Liste der Kriterien zum Download:

Tierwohl-Indikatoren

Die Gruppe, der Prof. Dr. Steinhagen, TiHO Hannover, vorsteht, ist für den Bereich Fische im nationalen Projekt Tierwohl verantwortlich; zusammen mit Vertretern des Thünen-Institutes. Im Nachgang zu dem online-meeting verfasste der VDBA gemeinsam mit dem VBB ein Schreiben an Prof. Steinhagen. Den Text, zusammen mit der Antwort von Prof Steinhagen finden Sie hier:

Sehr geehrter Prof. Steinhagen,

im Namen des Präsidiums des VDBA und des VBB, vertreten durch H. Siller, Generalsekretär, schreibe ich Ihnen als Reaktion auf die gestrige Online-Diskussionsrunde.

Die Organisation, die Vorgehensweise und der Ablauf des gestrigen Webinars weist Sie als ehrlichen Makler, der ausschließlich sachorientiert arbeitet, aus.

Dass das Ihr eigenes Selbstverständnis ist, weiß ich, jedoch hat mich bereits aus der Branche auch ein entsprechendes Echo erreicht, und das will ich Ihnen hiermit mitteilen.

Dass in Verlauf einige Differenzen zwischen NGOs und Vertretern  der Branche auftraten, ist nachvollziehbar, bleibt die Frage wie damit umgegangen wird.Es würde evtl. auch helfen, wenn wir wüßten, wie das denn in den anderen betroffenen Tierhaltungen vorgesehen ist.

Wird ein Notstromaggregat, und evtl. auch noch sein Zustand, gedacht als Backup für die den Betrieb der Melkmaschine, relevant für das Tierwohl angesehen? Ich kanns mir nicht vorstellen. Daher mein Vorbehalt, wenn ähnliche Kriterien in der Teichwirtschaft verwendet werden sollen.

Was man auch bedenken sollte: die Produktionsrichtungen bitte nicht einfach nach den Fischarten einteilen, sondern auch auf die Art, den Technisierungsgrads eingehen, sowiedie intensive- von der extensiven Teichwirtschaft, ggf. in Stufen, unterscheiden. Sonst vergleicht man Äpfel mit Birnen und man benachteiligt dabei schnell mal eine Variante.

Ich bitte daher, wie ja auch vom Moderator versichert, dies alles nochmal zu überdenken.

Auch ist mir die Vergleichbarkeit mit anderen EU Mitgliedstaaten sehr wichtig!  Dass dies mittelfristig notwendwendig wird, ist absehbar. Ebenso ist aber auch absehbar, aus der bisherigen Diskussion, dass Länder wie Frankreich, Spanien oder Italien keinesfalls soweit gehen werden. Dort wird zudem ein deutscher Vorschlag schon deshalb kritisch gesehen,  weil er eben aus Deutschland kommt, und man zudem immer damit die Maximalforderungen verbindet. Diese Länder sind zudem stark geprägt von der Meeresaquakultur, dort wird mit nochmals mit ganz anderen Bandagen gekämpft, da der Druck der Drittländerimporte extrem hoch ist.

Für die Diskussion innerhalb unserer Branche und innerhalb Deutschlands wäre es sicher hilfreich, wenn Ihre Arbeitsgruppe einen, gerne kurzen, Zwischenbericht MIT den nächsten Schritten veröffentlichen würde. Auch gerne über uns.

Zumindest die Vertreter der Branche, die sich an dem Webmeeting beteiligten, vertrauen dieser Arbeitsgruppe jetzt. Dies sollte gepflegt, statt verspielt werden.

Mit freundlichen Grüßen

Antwortschreiben von Prof. Dr. Steinhagen:

Sehr geehrter Herr Feneis,

herzlichen Dank für Ihre Mail von gestern Abend zu unserer Online-Diskussion über mögliche Tierwohlindikatoren. Es freut mich sehr, dass Sie und die teilnehmenden Vertreter der Branche das Webinar als sachorientiert und ehrlich wahrgenommen haben. An dieser Stelle möchte ich das Lob zurückgeben: auch wir haben dieses Webinar als sehr sachorientiert, konstruktiv und ausgesprochen hilfreich empfunden und waren sehr froh über die vielen sehr guten Kommentare von Vertretern aus der Branche. Wir sind Ihnen, den Vertretern aus der Branche und den vielen anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern an dem Webinar sehr dankbar für die vielen konstruktiven Anmerkungen zu den vorgeschlagenen Indikatoren. Die Anmerkungen nehmen wir sehr gern auf und können dadurch einige der möglichen Indikatoren neu bewerten.

Ihr Kritikpunkt bezüglich einiger der genannten Parameter (wie z. Bsp. Notfallplan, Ausbildung des Personal und andere indirekte Parameter) ist m.E. berechtigt. Wir haben auf Ihre Anregung hin die Indikatorenlisten für die anderen Tierhaltungen auf solche Indikatoren hin angesehen. Bei Schweinen soll demnach z. Bsp. nach dem „Be- und Entlüftungssystem des Stalls“, dem „Stallhaltungsverfahren“ sowie nach dem „Vorhandensein von Krankenbuchten“ gefragt werden. In der Geflügelhaltung z. Bsp. nach der „Qualifizierung der Mitarbeiter“, bei Rindern z. Bsp. nach der „Rutschigkeit des Bodens“, „Vorhandensein von Krankenbuchten“ und „Art und Belag der Liegeboxen“ und im Schlachthof nach „Vorhandensein einer Videoüberwachung im Wartebereich“. Es sind dort also ebenfalls einige indirekte Parameter in die engere Wahl gekommen, aber diese müssen ebenso wie in der Teichwirtschaft noch von Experten beurteilt werden und ihre Validität soll ja noch in Probeerhebungen geprüft werden. Dieses werden wir für die Parameter, die für die Aquakultur in der engeren Auswahl sind, ebenfalls vornehmen und dabei ist Ihr Votum sowie das Votum von Vertretern aus der Branche sehr willkommen. Es ist geplant, auf der Basis der vorliegenden Voten die Auswahl an Indikatoren zu präzisieren, diese dann im Rahmen einer Probeerhebung aufzunehmen und anschließend auf ihre Brauchbarkeit zu bewerten. Dabei werden sich sicher noch mehrere Parameter aus der Vorauswahl als nicht geeignet herausstellen. Diesen Prozess möchten wir dann ebenfalls mit der Branche diskutieren.

Die Diversität der unterschiedlichen Betriebe soll unserer Planung nach so berücksichtigt werden, wie Sie es angedeutet haben. Wir planen, dass nach Fischarten, Produktionsformen und ev. Wasserversorgung gefragt wird, damit die Betriebe entsprechend kategorisiert werden können.

Den Punkt Vergleichbarkeit mit der EU bzw. Koordinierung von deutschen Maßnahmen mit Entwicklungen auf der europäischen Ebene haben wir aufgenommen und werden ihn dem BMEL gegenüber kommunizieren. Wir sehen Ihre Sorgen und nehmen diese sehr ernst.

Gern nehmen wir Ihre Anregung auf, für die Diskussion innerhalb der Branche einen kurzen Zwischenbericht zu schreiben, in dem der gegenwärtige Stand und die nächsten Schritte beschrieben werden. Diesen Bericht senden wir Ihnen gern in nächster Zeit zu und würden uns freuen, wenn er über Sie der Branche zur Verfügung gestellt werden könnte. Wir freuen uns darüber, dass wir gestern bei den Vertretern der Branche, die an der Veranstaltung am Dienstag teilgenommen haben, Vertrauen herstellen konnten. Dieses möchten wir gern erhalten und ausbauen und mit der Branche im weiteren Verlauf des Vorhabens auf dieser Basis zusammenarbeiten. Wir können an dieser Stelle zusichern, dass wir den Gesprächsfaden weiter pflegen möchten z. Bsp. durch eine vergleichbare Veranstaltung nachdem die ersten Probeerhebungen durchgeführt und die Indikatorenliste weiter eingeengt wurde.

Gern gebe ich die Zustimmung, dass Sie Ihren Text oder unsere Korrespondenz auf Ihrer Webseite und auch im FuTW veröffentlichen.

Beste Grüße

Dieter Steinhagen